Lehren und Lernen
(Stand 03/2022)
Was ist guter Unterricht? Wann ist Unterricht gewinnbringend, wann findet Lernzuwachs statt, wann ermöglicht er die kognitive, emotionale und soziale Weiterentwicklung des Kindes?
Wir orientieren uns hierbei an den Kriterien des guten Unterrichts nach Hilbert Meyer. Sein Ansatz ist in der (Grundschul-) Pädagogik fest verankert und findet auch bei uns seine Ausgestaltung, wie im Folgenden skizziert werden soll.
Weiter wollen wir auf verschiedene Aspekte, die zu der Erfüllung beitragen oder unsere Schule in besonderer Weise prägen, eingehen.
Was ist für uns guter Unterricht?
Die Gestaltung von Unterrichtsprozessen gehört mit zu unseren Kernaufgaben, daher kommt diesen eine hohe Bedeutung zu.
Meyer definiert 10 Merkmale:
1. Klare Strukturierung des Unterrichtsprozesses
Um den Unterricht zu strukturieren und für die Kinder diese Struktur altersgemäß aufzubereiten, setzen wir auf Regeln und Rituale.
2. Hoher Anteil echter Lernzeit
Aus nutzen von Bildungszeiten durch Förderungen im Schulalltag, Begleitung der Kinder im Distanzlernen, Ausschöpfen von Zeitfenstern ergänzen wir durch einen vorbereiteten Unterricht, der viel Lernzeit bereits durch seine Planung, Struktur und Methodenwahl ermöglicht.
3. Lernförderliches Unterrichtsklima
In guter Gesellschaft und Gemeinschaft lernt es sich besser und leichter, daher ist es für uns wichtig, eine gute Schulkultur zu pflegen und zu fördern – durch eine gewaltfreie Kommunikationstechnik, Benimm ist in und andere Maßnahmen (siehe Konzept zur Ermutigenden Erziehung/ Erziehungskonzept).
4. Inhaltliche Klarheit
Die Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt erfolgt durch Fachlehrkräfte und wird durch den gegenseitigen Austausch und professionsübergreifende gegenseitige Hilfe ermöglicht; so kann es dazu beitragen, dass Inhalte klar und verständlich dem Lernenden beigebracht werden.
5. Sinnstiftendes Kommunizieren
Bewusst schaffen wir Sprech- und Erzählanlässe und arbeiten an unserer Feedback-Kultur, um Kommunikation sinnstiftend, zielführend und angemessen zu fördern.
6. Methodenvielfalt
Im Rahmen der Unterrichtsplanung wird die Wahl der Methode beleuchtet und methodische Zugänge werden zielführend ausgesucht, dabei nehmen auch kooperative Methoden eine große Bedeutung an unserer Schule ein. Weiterhin bildet sich das Kollegium fort, um neue methodische Herangehensweisen auch vor dem Hintergrund der wachsenden digitalen Offerten nutzen zu können. (s. Methodenkonzept)
7. Individuelles Fördern
Kinder kommen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Schule und auch ihre Lernentwicklung verläuft heterogen – daher legen wir großen Wert darauf, die Kinder individuell zu fördern und zu fördern (siehe Förderkonzept).
8. Intelligentes Üben
Unterschiedliche Übungsformate werden vor allem zum Vertiefen und Wiederholen von Inhalten genutzt. Weiterhin arbeiten daran, Kinder zunehmend mehr zu selbstständigen Übern /Überinnen zu begleiten, um für sich selbst gewinnbringende Formate zu nutzen.
9. Transparente Leistungserwartungen
Es ist uns wichtig, dass Kinder ein realistisches Selbstbild ihres Könnens entwickeln und gleichsam verstehen, woran sie weiterarbeiten können. Aus diesem Grund arbeiten wir mit Selbsteinschätzungsbögen, Rasterzeugnissen und Checklisten, beispielsweise in der Aufsatzerziehung (siehe Leistungskonzept).
10. Vorbereitete Lernumgebung
Im Rahmen der Vorbereitung wird auch die Umgebung vorbereitet, damit die Kinder hier direkt lernen können und wir einen hohen Anteil der Lernzeit erreichen.
(Vgl. Zehn Merkmale guten Unterrichts nach H. Meyer aus: Petersen / Reinert / Gonschorek / Schneider (2010): „Einführung in die Schulpädagogik und Unterrichtsplanung“, Donauwörth, 7. Auflage, Auszug S. 232-238.)
Classroom Management an der GGS Eick
„Unter classroom management sind alle Aktivitäten zu verstehen, die Lehrkräfte unternehmen, um eine Lernumgebung zu gestalten […]“ um Lernen auf verschiedenen Ebenen zu ermöglichen.
Nach einem offenen Anfang, in welchem die Kinder erst einmal ankommen können, Fragen gestellt, Austausch ermöglicht und Inhalte aufgearbeitet werden können, beginnen wir gemeinsam mit dem Tagesplan, welcher sichtbar und damit transparent die Kinder durch ihren Schulalltag führt. So wissen sie, was sie erwarten wird und haben einen Rahmen, der ihnen das Lernen erleichtert.
Gerade für Kinder mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung ist dies eine relevante Stütze, die ihnen Sicherheit gibt.
Auch erleben wir, dass viele Kinder zu Hause immer weniger in Strukturen leben können und sie dadurch zunehmend verunsichert sind. Genau diese Struktur und Klarheit kann ihnen dann helfen, sich auf die Inhalte besser einzulassen und anzukommen.
Für Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen kann die eigene Selbstorganisation noch erschwert sein und auch sie erfahren so eine wichtige Hilfe und Stütze.
Kinder, die noch wenig Deutschkenntnisse haben, profitieren von wiederkehrenden Satzstrukturen und Elementen und können sich ebenfalls besser zurechtfinden.
Rituale werden in den Klassen erarbeitet und sorgen für klare Abläufe. Diese können sein:
- Aufräummusik
- akustische Signale
- klare Aufgabenreihenfolge (Differenzierung)
- Glückskind des Tages
- feste Zeiten für Ehrungen
Die gleichen Regeln, die für alle Klassen gelten, helfen insbesondere bei zusammengesetzten Lerngruppen für Klarheit in den Erwartungen.
Exkurs Methodenkonzept
Mit dem Ziel, unsere Schülerinnen und Schüler zu befähigen, eigenverantwortlich zu lernen und zu arbeiten, streben wir an der GGS Eick die stetige und systematische Steigerung der Methodenkompetenz und damit den Ausbau von Lernstrategien an.
Methodenkompetenz – Was ist das?
Methodenkompetenz bezeichnet die wichtige Fähigkeit, verschiedene Arbeitstechniken sachbezogen und situationsgerecht zu nutzen und Lernstrategien zu entwickeln. Der Ausbau der Methodenkompetenz ist der Schlüssel zu mehr Mündigkeit und zur Förderung des Lernerfolgs und der Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler. Sie sind durch ein breites Repertoire von Methoden zunehmend in der Lage, ihre Lernwege selbst mitzuentwickeln. Dieses Repertoire muss sukzessiv erarbeitet, stetig geübt und immer wieder wiederholt werden.
Methoden an der GGS Eick
Zu den zu erlernenden Methoden an der GGS Eick gehören
- Sozial- und Arbeitsformen
- Lerntechniken und Arbeitsorganisation,
- Umgang mit Medien und
- Kooperative Lernformen.
Die Kompetenzen, die die genannten Methoden beinhalten und an unserer Schule genutzt werden, sind im Folgenden aufgeführt.
Sozial- und Arbeitsformen
- Einzelarbeit
- Partnerarbeit
- Gruppenarbeit
- Stationsarbeit
- Stuhl-, Sitz-, Stehkreis
- Kinositz
Lerntechniken und Arbeitsorganisation
Kompetenzen | Klasse 1 | Klasse 2 | Klasse 3 | Klasse 4 |
Arbeitsanweisungen selbstständig erlesen, verstehen und umsetzen | x | x | x | x |
Arbeitszeit einteilen | x | x | x | x |
Ausmalen | x | x | x | x |
Ausschneiden | x | x | x | x |
Auswendiglernen | x | x | x | x |
Falten | x | x | x | x |
Falten | x | x | x | x |
Hausaufgaben notieren | x | x | x | |
Heft- und Mappenführung | x | x | x | x |
Heftseiten gestalten (Datum, Aufgabe) | x | x | x | |
Informationen aus dem Internet entnehmen | x | x | ||
Informationen in Büchern suchen | x | x | x | |
Kleben | x | x | x | x |
Lernplakat erstellen und präsentieren | x | x | x | |
Markieren | x | x | x | |
Mit Arbeitsmaterial angemessen umgehen | x | x | x | x |
Mit dem Lineal arbeiten | x | x | x | x |
Mit dem Logbuch arbeiten | x | x | x | x |
Ordnung halten (Arbeitsplatz, Fach, Ranzen) | x | x | x | x |
Seiten gestalten (Datum, Überschrift) | x | x | x | |
Selbstständiges Kontrollieren | x | x | x | x |
Selbstständiges Üben | x | x | x | x |
Tabellen und Schaubilder zeichnen | x | x | x | |
Zusammenhängend erzählen können | x | x | x | x |
Umgang mit Medien
Die Methoden zum Umgang mit Medien werden ausführlich im Medienkonzept der GGS Eick erläutert.
Kooperative Lernformen
Diese kooperativen Lernformen werden jeweils in allen Klassen entsprechend der Reihenfolge mindestens eingeführt.
Im Jahrgangsstufenteam werden gemeinsam Einführungstagen geplant, an denen die verschiedenen Methoden eingeführt werden. Jeweils ein verpflichtender Einführungstag findet im Monat Dezember, einer im Februar und einer im April statt. Auf einem Klassenplakat kann festgehalten werden, ob die Einführung schon erfolgt ist, die Methode sogar bereits geübt und vertieft wurde.
Selbstständiges Arbeiten
Das selbstständige Arbeiten hat für die Schülerinnen und Schüler eine lebensweltliche Bedeutung und verhilft ihnen auch beim späteren Lernen und im Beruf, sich und ihr Tun zu organisieren und zu strukturieren. Aus diesem Grund wollen wir hier in unserer Weiterarbeit einen Fokus darauf legen.
Neben der Fähigkeit, sich und sein Arbeiten zu organisieren, braucht es auch eine entsprechende intrinsische Motivation, dies zu verfolgen. Schrittweise wollen wir daher dahin kommen, den Kindern Anleitungen und Übungsformen an die Hand zu geben, aus dessen Repertoire sie ihr eigenes Üben und Lernen organisieren können und damit auch Verantwortung dafür übernehmen. Einzelne Elemente werden im Rahmen von Förderphasen oder der Freien Arbeit bereits umgesetzt.
Leben der Vielfalt
An unserer Schule legen wir einen großen Wert darauf, Anderssein und Besonderheiten als Lernchancen und Bereicherung für alle zu begreifen. Durch das Gemeinsame Lernen sind Kinder mit und ohne Förderschwerpunkte im Klassenverband – eine Chance sowohl für die Kinder, die gezielt gefördert werden als auch für die Kinder, die keine gesonderte Förderung brauchen. Denn Akzeptanz, Wertschätzung, Respekt und das Aufeinander-Eingehen lernt sich im täglichen Austausch und Lernen, vielfältige Erfahrungen ermöglichen es den Kindern, mit unterschiedlichen Lerntypen und Stärken konstruktiv umzugehen.
Gleiches gilt auch für Kinder, die andere kulturelle oder familiäre Prägungen und weitere Sprachen in unsere Schule einbringen. Durch vielfältige Begegnungen können Ängste und auch Vorurteile abgebaut werden und die Kinder lernen in einer (kulturell) vielfältigen Gemeinschaft zu leben. Auch Kinder mit weiteren Besonderheiten finden hier ihren Platz und erfahren Akzeptanz und Wertschätzung.
In diesem Zusammenhang ist es uns wichtig auf eine Chancengleichheit aller Kinder unabhängig auch von der geschlechtlichen Orientierung durch Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse hinzuwirken.
Im Unterricht muss daher bei der Auswahl von Unterrichtsinhalten und -materialien darauf Rücksicht genommen werden, dass Kinder sich unabhängig von ihrer persönlichen Disposition, ihrer Herkunft oder z.B. geschlechtlichen Orientierung zu gleichen Teilen angesprochen fühlen können. Daraus ergibt sich die notwendige Voraussetzung, den Schülerinnen und Schülern – auch in ihrer Heterogenität – unterschiedliche Zugänge zu den jeweiligen Unterrichtsinhalten zu ermöglichen. Rollenbilder und -zuschreibungen auch z.B. in Lehrwerken versuchen wir daher bewusst wahrzunehmen und sensibel damit umzugehen und offen und selbstverständlich andere familäre Settings annehmen. Auch ein gendersensibler Umgang mit der Sprache ist wichtig.
Durch unser Projekt „Kunterbunt“ werden bewusst Akzente und Impulse in den Unterricht gegeben. Dabei wird Vielfalt breit gesehen und die verschiedenen Unterthemen im Unterricht gezielt oder in Ritualen immer wieder beleuchtet.
Rituale können zum Beispiel das Begrüßen in verschiedenen Sprachen sein. Im Unterricht dienen bewusst ausgewählte Kinderbücher und Materialien dazu, die Vielfalt aufzugreifen und sie damit zu etwas Alltäglichem und Vertrautem für die Kinder zu machen.
Kooperation
Die Fähigkeit, kooperieren zu können, ist eine lebensweltliche. Aus diesem Grund nutzen wir kooperative Methoden und Arbeitsformen, um unsere Kinder in ihrer Kooperationsfähigkeit zu fördern.
Im Methodenkonzept und im Erziehungskonzept sind unsere Potentiale und Umsetzungen näher skizziert.
Kognitive Aktivierung
„Kognition bezeichnet die mentalen Prozesse und Funktionen des Denkens und Problemlösens, die für das Lernen in der Schule unverzichtbar sind.“
Auf Grundlage von Piagets Ansatz zur Entwicklung der Kognition und im Sinne von Wygotskis „Zone der proximalen Entwicklung“ möchten wir unsere Kinder bei der Weiterentwicklung ihres Denkens, einschließlich des Problemlösens, der Wahrnehmung, des logischen Denkens und der Strategien fördern und sie „ins Denken bringen“. Dazu nutzen wir beispielsweise in der Erarbeitungsphase visuelle, haptische oder sprachliche Impulse, mit denen sich die Kinder beschäftigen und in das Thema hereinkommen können. Gleichzeitig sind Aufgaben so gestaltet, dass auch Reflexionsaufgaben oder bewusst weiterführende Aufgaben dazu gehören, die im Austausch mit anderen, auf Grundlage des erworbenen Wissens und durch Transferleistungen zu lösen sind. Die einzelnen Arbeitspläne beinhalten daher Hinweise. Im Rahmen der methodischen Möglichkeiten sowie durch Forder- und Förderchancen werden hier immer wieder Lernchancen eröffnet.
Das Logbuch
Aus dem Schiffahrtsgenre kommt der Begriff des Logbuches, eine Art Übersichtsplan und Wegweiser durch das Meer. Bedingt durch die 1. Schulschließung im Rahmen der Corona-Pandemie 2020 haben wir gemeinsam überlegt und evaluiert, wie Lernen begleitet werden kann. Durch unser Logbuch gehen wir den Kindern eine Übersicht über die aktuelle Woche: die Themen sowie Aufgaben für die jeweiligen Fächer werden notiert. Je nachdem, ob Präsenz- oder Distanzunterricht stattfindet, in unterschiedlichem Umfang.
Auch bietet es die Möglichkeit, dass sich die Kinder wochenweise eigene Ziele setzen und reflektieren, inwieweit diese erreicht wurden. Das Lernen-Lernen wird hier also mit verankert.
Als Hilfestellung und bekanntes Format begleitet es uns in den verschiedenen Unterrichtsformen – Präsenz-, Distanz- und Wechselunterricht – und als Kommunikationsmedium mit den Eltern sowie als Strukturierungshilfe für die Kinder – damit hat es seinen festen Platz im Schulalltag etabliert.
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